Signalwirkung

m wenige Begriffe der Kritischen Theorie ranken sich so viele interessierte Mißverständnisse wie um den der Kulturindustrie. Der Aufsatz „Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug“, den Adorno in den vierziger Jahren im amerikanischen Exil verfaßt hat, ist längst ein Klassiker, in den zuständigen Seminaren allerdings eher berüchtigt als berühmt. Daß die Thesen über Kulturindustrie wahlweise unterkomplex oder übertrieben und auf jeden Fall kulturkonservativ seien, gehört zu den geläufigsten Einwänden bis heute. Zumindest den Vorwurf der Übertreibung hätte Adorno gerne entgegengenommen, der es selber als eine seiner Maximen bezeichnete, das Düstere zu übertreiben in der Gewißheit, „daß heute überhaupt nur Übertreibung das Medium von Wahrheit sei.“ (Adorno 1959:567) Mit dem Begriff Kulturindustrie haben Horkheimer und Adorno der Kritik der modernen Massenkultur ihren bis heute schärfsten Ausdruck gegeben. Warum in der „Dialektik der Aufklärung“ von 1947 Kulturindustrie den vormals gebräuchlichen Begriff der Massenkultur ersetzt hat – ebenso wie das entsprechende Kapitel dürfte diese Änderung vor allem auf Initiative Adornos zurückgehen –, hat dieser später nachdrücklich als Differenz in der Sache ausgewiesen. Man sei darauf bedacht gewesen, „von vornherein die Deutung auszuschalten, die den Anwälten der Sache genehm ist: daß es sich um etwas wie spontan aus den Massen selbst aufsteigende Kultur handele, um die gegenwärtige Gestalt von Volkskunst.“ (Adorno 1963:337) Umgekehrt dürfte einiges von dem Unbehagen, das am Begriff Kulturindustrie bis heute haftet, auch daher rühren, daß er gerade den Gegensatz von Kultur und Industrie polemisch als